„Auf einem Diwan sitzt ein Mädchen, dessen Absicht unzweifelhaft ist. Zu ihren Füßen liegt ein trunkener Soldat mit Weinflasche und Glas. Solche „Unanständigkeiten“ wurden gern von finanzkräftigen männlichen Kunden erworben. Sie entstanden nicht etwa in Hinterhofateliers, sondern bei renommierten Lichtkünstlern. Vergleichsweise harmlos ist die hier vorzustellende Daguerreotypie. Eine Porträtaufnahme im engeren Sinne ist dieses Stück nicht, denn hier geben die Abgelichteten vor, jemand zu sein, der sie nicht sind. Das Bild erfüllt vielmehr die Merkmale einer Genreaufnahme, wenn auch auf „anstößigem“ Terrain. Trotz des markanten Hintergrundes konnte der Daguerreotypist dieses Schäferstündchens noch nicht eruiert werden. Hinzuweisen ist auf eine kompositorisch ähnliche Stereodaguerreotypie aus der Sammlung Erich Stenger im Agfa Foto-Historama im Museum Ludwig in Köln, die eine am Boden sitzende trunkene Dirne mit Flasche und Glas zeigt.“ (Jochen Voigt: Spiegelbilder. Europäische und amerikanische Porträtdaguerreotypie 1840–1860, Chemnitz 2007, S. 95.) Die Stereodaguerreotypie wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt neu gefasst. Die rückseitige Beschriftung mittels Schreibmaschine deutet auf eine Herkunft aus einer größeren, dokumentierten Sammlung. Offenbar hing diese Stereodaguerreotypie an einer Wand, worauf der Aufhänger hinweist. (J.V.)
[Leichtes Mädchen mit ihrem Liebhaber]
portrait
64e8a9e0-0cb0-eb8d-f6a5-900b8b2b28c0
D 226
IMAGE
daguerreotype
de
1852
1860
Anonymous
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Daguerreobase
Voigt, private collection, Germany
Landeshauptstadt Dresden
option3
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